Tabakkäfer (Lasioderma serricorne)

Tabakkäfer

Der Tabakkäfer (Lasioderma serricorne) und dessen Bekämpfung

Der Tabakkäfer – Ein alter Bekannter in Tabakbetrieben, aber ein Neuankömmling in Mühlen und Futtermittelbetrieben

Der Tabakkäfer zählte einst zu den Nahrungsspezialisten, die sich ausschließlich von Rohtabak, Tabaksamen, aber auch von fertigen Tabakwaren wie Zigarren, Zigaretten oder Kautabak ernährten. Unproblematisch ist dieses für diese Käferart insofern, da sie mit Symbionten, in diesem Fall Hefen, im Darm Nikotin abbauen und dieses somit entgiften können. Mittlerweile hat sich aber  ihr Speisezettel gerade für Mühlen- und Futtermittelbetriebe bedrohlich verändert, denn Tabakkäfer sind hier auf dem Vormarsch. Heute findet man ihn  auch an Getreideprodukten, Back- und Teigwaren, Kräutertees, Gewürze, Samen, Trockentiernahrung, Trockenfisch, Suppenwürfel und Vogelfutter, was schon als ein gewaltiger Schritt im Zuge der Evolution zu bezeichnen ist. Dieses Nahrungsspektrum ist nun mehr oder weniger identisch mit dem des Brotkäfers, da auch dieser, als sein naher Verwandter, Inhaltsstoffe wie Gerb- und Bitterstoffe, Alkaloide, Saponine und Glycoside, die für andere Schädlinge tödlich wären, abbauen und somit vertragen kann. Vor diesem Hintergrund sollte in allen Mühlen und Futtermittelbetrieben, die Prophylaxe oder das Monitoring gegenüber dieser Käferart nicht prinzipiell oder gänzlich vernachlässigt werden.

Tabakkäfer

Wissenswertes über den Tabakkäfer

Der Tabakkäfer (Lasioderma serricorne) zählt zu den Nagekäfern (Anobiidae), ernährt sich von Tabak sowie trockenen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln. Er stammt aus den Tropen, kann aber aufgrund der von Menschenhand begründeten Handelswege weltweit auftreten. In unseren Breiten ist er auf die warme Umgebung des Menschen angewiesen, allerdings kommt ihm der Klimawandel mit der globalen Erderwärmung  in seiner Verbreitung mit möglichen neuen Lebensräumen sehr entgegen. Das Temperaturoptimum der adulten Käfer liegt bei 30°C, oberhalb von 37°C bis 41°C tritt eine hohe Absterberate ein. Bei etwa 17°C wird Entwicklung und Aktivität der adulten Käfer maßgeblich beeinträchtigt, bei < 10°C liegt Entwicklungsnullpunkt und  schon bei Temperaturen von 4°C setzt wiederum eine hohe Absterberate ein. Minustemperaturen werden so gut wie überhaupt nicht toleriert. Die adulten Tabakkäfer haben je nach Umgebungstemperatur eine Lebenserwartung von einer bis vier Wochen, in denen ein Weibchen max. 100 Eier legt, im Durchschnitt aber nur 40-60 Eier. Die Entwicklung läuft über Ei, Larve, Puppe und Imago ab, was von der Dauer sehr temperaturabhängig ist und zwischen 18 und 120 Tagen schwanken kann. Tabakkäfer sind dämmerungs- und nachtaktiv und bevorzugen tagsüber dunkle bis halbdunkle, Ritzen, Ecken und Spalten. Im Hellen sind die Käfer stark bemüht, schnellstmöglich, ein geeignetes Versteck zu finden und können  in der Dämmerung und Nacht sehr gut fliegen. Nahrung nehmen bei dieser Käferart nur die Larven zu sich, während die adulten Käfer nur noch Flüssigkeiten zu sich nehmen. Der adulte Käfer selbst ist 2-3,5 mm lang, behaart, hat eine ovale Körperform und ist hell- bis dunkelbraun gefärbt.  Der Kopf wird von einem leicht gewölbten Halsschild überdeckt und hat die charakteristisch nach innen gesägten Antennen, womit man ihn gut vom Brotkäfer unterscheiden kann. Die weißen, ovalen Eier mit einer Größe von 0,5 x 0,2 mm sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Die 0,5 mm lange Larve ist weißlich schlank und in späteren Larvenstadien elfenbeinfarben mit brauner Kopfkapsel, engerlingsartig gekrümmt und stark behaart.

Der Tabakkäfer – Es kann nicht jeden aber mittlerweile viele Mühlen und Futtermittelbetriebe treffen!

Als blinde Passagiere reisen diese Schädlinge in der Ware selbst oder im Verpackungsmaterial mit. Tabakkäfer sind definitiv in den Tropen beheimatet, also in den Zonen um den Äquator zwischen den Wendekreisen. Gelangt er in einen Mühlen- und/oder Futtermittelbetrieb, geschieht dieses aufgrund seines hohen Wärmebedürfnisses immer in Form der passiven Verschleppung mit den Waren bzw. Rohstoffen. Meistens wird er nicht als adulter Käfer, sondern als Puppe, Larve oder gar im Eistadium verschleppt. Folge davon ist, dass dieser Befall in der Regel erst sehr viel später auffällt, dann nämlich, wenn sich die Population schon massiv entwickeln konnte. Eine Möglichkeit, den Befall schon bei Wareneingang aufzuspüren, ist so gut wie nicht gegeben. Eine visuelle Kontrolle der Ware bringt meist nicht viel, da ein ungeübtes Auge die winzigen Eier und Larven wohl kaum erkennen wird. Hinzu kommt, dass sich diese Insekten meistens tief in der Ware befinden und eher selten an der Warenoberfläche. Innerhalb des Betriebes kann er sich dann aufgrund seines guten Flugvermögens primär während der Dämmerung auch per Flug ausbreiten. Die Schäden, die durch Tabakkäfer entstehen, sind vornehmlich die von den Larven verursachten Fraßschäden. Adulte Käfer nehmen lt. Literaturangaben vermutlich keine Nahrung mehr zu sich, sind aber in der Lage, Nahrungssubstrate zu benagen und damit auf Eignung für die Larven als potentielle Nahrung zu überprüfen. Alle Mühlen und Futtermittelbetriebe sind gut damit beraten, das Thema Tabakkäfer bei der Prophylaxe bzw. im Monitoring nicht unberücksichtigt zu lassen. Verhindern lässt sich ein Tabakkäferbefall grundsätzlich nicht, kann allerdings mit entsprechenden Frühwarnsystemen schnell und sicher erkannt werden.

Frühwarnsysteme beim Tabakkäfer

Zur kontinuierlichen Befallsüberwachung können beim Tabakkäfer gleich vier Verfahren gegenüber den adulten Käfern eingesetzt werden. Erstens UV-Licht, zweitens Pheromonfallen, drittens Fallen mit Nahrungslockstoffen und viertens reine Klebeflächen ohne Lockstoff.  Im Rahmen einer Studie (Papadopoulou et. al. 2002, Journal of Stored Products) konnte eindrucksvoll gezeigt werden, dass UV-Insektenfanglampen und Pheromonfallen eine exzellent gute Anlockwirkung bei Tabakkäfern aufweisen, während Nahrungslockstoffe  als Anlockmittel weniger effizient sind und nur unwesentlich mehr Tabakkäfer anlocken als reine Klebeflächen ohne Verwendung eines Lockstoffes. Die Anlockwirkung des UV-Lichts übertrifft die Anlockwirkung von Sexualpheromone, was aber damit zusammenhängt, dass auf das weibliche Sexualpheromon nur Männchen ansprechen, während das UV-Licht für beide Geschlechter attraktiv ist. Die absoluten Fangergebnisse und die relative Geschlechterverteilung können nachfolgender Tabelle entnommen werden. Aus den vorliegenden Versuchsergebnissen kann geschlossen werden, dass eine optimale Fängigkeit durch den kombinierten Einsatz von UV-Insektengeräten und Pheromonfallen zu erwarten ist. Dabei kommt dem weiblichen Sexualpheromon primär die Aufgabe zu, die Männchen anzulocken, während die UV-Geräte auch einen hohen Anteil (60%) an Weibchen fangen.

Die Bekämpfung vom Tabakkäfer – Mit flüssigen Insektiziden alleine ist es nicht getan

Tabelle 1 – Fangergebnisse bei unterschiedlichen Verfahren

 UV-LichtPheromonLockstoffKlebefläche ohne Lockstoff
Anzahl gefangener Käfer8912660819741231
Geschlechtsverteilung in %
Weibchen:Männchen
60:4010:9050:5045:55

Quelle: PCN 37, Oktober 2007

Wie bekämpft man Tabakkäfer?

Auch wenn in der Prophylaxe zwei Systeme in Kombination die besten Ergebnisse bringen, sollten bei der Bekämpfung zwar mehrere Aspekte berücksichtigt werden, nachhaltig und effizient lässt sich gegenüber Tabakkäfern nur ein Verfahren einsetzen. Erstens ist die Temperatur ein wichtiger Faktor. Aufgrund der geringen Toleranz gegenüber niedrigen Temperaturen kann sich der Tabakkäfer nur in beheizten Räumlichkeiten halten. Wenn es also möglich ist, die Temperaturen < 15°C zu halten, ist die Entwicklung stark eingeschränkt.  Minustemperaturen werden, wenn überhaupt nur für kurze Zeit (wenige Stunden) ertragen, Werte zwischen 0°C und 10°C werden dagegen inaktiv einige Wochen toleriert. Ein zweiter wichtiger Faktor ist die Befallsursache, hat man diese gefunden, kann mitunter die Vernichtung der befallenen Waren unter Umständen das Problem schon lösen, was in Mühlen aber meistens schwer bzw. unmöglich ist. Dritter Aspekt ist die Sauberkeit, die gerade beim Tabakkäfer pedantisch zu erfolgen hat, um den Larven auf diesem Wege die Nahrungs- und Entwicklungsmöglichkeiten zu nehmen. Letztlich wird man aber je nach Befallsintensität in Mühlen und Futtermittelbetrieben um eine Begasung, wie auch bei anderen Käferarten, nicht umhin kommen, da herkömmliche Insektizide hier schnell an ihre Grenzen stoßen. Als ein modernes, hoch effektives und breit wirksames, insektizides Begasungsmittel für den Vorratsschutz gegen alle Entwicklungsstadien von Insekten  hat sich mittlerweile ProFume mit dem Wirkstoff Sulfurylfluorid in der Praxis bewährt. Neben der flexiblen Anwendung für Kurz- und Langzeitbegasungen führt dieses Begasungsmittel nicht zu Korrosionsschäden, hat keinerlei negativen Einfluss auf die Ozonschicht und kann hoch effizient auch gegenüber resistenten Insektenstämmen eingesetzt werden.

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