Großbegasung eines Mehrfamilienhauses

Großbegasung eines Mehrfamilienhauses

Bericht aus der Sächsischen Zeitung

Das Dach des Wohnhauses ist mit einer weißen Spezialfolie abgedeckt, die im Wind flattert. Ein Teil der Straße vor dem Haus ist abgesperrt, mit einem Kran gelangen die Schädlingsbekämpfer zum Dach, um die Folie zu befestigen. Neugierige Passanten bleiben stehen und fragen sich, was hier wohl passiert. „Wir ziehen immer alle Blicke auf uns“, sagt Marco Müller, Geschäftsführer der Groli Schädlingsbekämpfung GmbH aus Dresden. Es ist ein großer Aufwand für den gerade einmal 16 bis 21 Millimeter kleinen Hausbockkäfer, der die ehemalige Hutfabrik in Bannewitz befallen hat. Genauer gesagt das straßenseitige neobarocke Gebäude aus dem Jahr 1901. Das Gebäudeensemble der ehemaligen Produktionsstätte von Filz- und Strohhüten ist erst seit 2020 mit Wohnungen vermietet. Anfang der Woche mussten alle 27 Mietparteien des Gebäudes und auch des angrenzenden Pufferbereichs ausziehen, damit die Schädlingsbekämpfer ihren Job machen können.

„Das hier ist ein einmaliges Projekt, da es noch nie notwendig war, dass gleich 27 Mietparteien für mehrere Tage ausziehen mussten“, sagt Marco Müller. Und das will etwas heißen, denn das Unternehmen gibt es seit über 30 Jahren und übernimmt Aufträge in ganz Deutschland. Wenn ein Mietshaus begast werden muss, müssen Menschen, Haustiere, Pflanzen und Lebensmittel raus. Einige Wohnungen sind bereits versiegelt, andere stehen noch offen. Gespenstische Leere herrscht in dem Haus, die Kühlschränke sind leergeräumt. Für die Pflanzen und Lebensmittel wurde ein Lager eingerichtet. „Da geht es dann auch um solche heiklen D Sachen wie eine Whiskyflaschensammlung“, sagt Marco Müller und lacht. Das Gas kommt überall hin, auch unter die Korken von Weinflaschen. Nachdem die Mieter ausgezogen sind, einige haben ihren Urlaub vorgelegt, andere sind in Pensionen untergekommen, wurde das Gebäude abgedichtet und eingepackt. „Das sieht dann ein bisschen aus wie bei dem Verhüllungskünstler Christo“, erklärt Marco Müller die sogenannte Einhausung. Die Begasung dauert dann drei Tage, damit das Gift das Holz durchdringt und alle Stadien des Insekts von den Eiern über die Larven bis hin zu den Puppen und dem Vollinsekt abtötet. „Am Donnerstag gehen wir dann unter Gas“, sagt Marco Müller. Im Treppenhaus liegen schon die Schläuche, durch die es geleitet wird. Im Keller sind in einem Regal die Messgeräte versammelt, die die Gaskonzentration in den Wohnungen messen. Obwohl nur der Dachstuhl und vereinzelte Deckenholzbalken befallen sind, muss das gesamte Gebäude behandelt werden. Der Hausbockbefall wurde von den Mietern im Dachgeschoss festgestellt. „Sie haben die Fraßgeräusche gehört, die man auch in 15 Metern Entfernung noch hören kann“, sagt der Geschäftsführer. Der Hausbock fühlt sich besonders wohl, wenn die Temperatur und Holzfeuchte stimmt und er genug fressen kann. „Sie bleiben dann mehrere Jahre im Holz“, sagt Marco Müller, „in dieser Zeit frisst ein Insekt ungefähr eine Kaffeetasse voll Holz.“ Das wäre nicht viel, wenn sie nicht zu Tausenden auftreten würden. Deshalb besteht die Gefahr, dass der Dachstuhl irgendwann nachgibt. Um zu prüfen, ob die Begasung erfolgreich war, werden vorher Prüfbalken an festgelegte Stellen in den Wohnungen platziert. Sie enthalten die Larven der Hausböcke, die nach der Begasung abgetötet sein müssen. Bevor irgendjemand die ehemalige Hutfabrik nach der Begasung betreten darf, wird das Gebäude noch drei bis vier Tage belüftet.

Die Groli Schädlingsbekämpfung GmbH ist eine von insgesamt nur einer Handvoll Firmen in Deutschland, die solche Begasungen durchführen. Die behördlichen Auflagen sind hoch. Die Abteilung Gefahrstoffe der Landesdirektion Sachsen begleitet die Maßnahme. Die 20 Mitarbeiter von Marco Müller sind in ganz Deutschland unterwegs. Sie führen vor allem Begasungen in Kirchen, Museen und von Kunstgegenständen durch. In Dresden haben sie zum Beispiel schon das Völkerkundemuseum von Kleidermotten befreit. Und nun auch die ehemalige Hutfabrik in Bannewitz, bevor es nächste Woche nach Berlin geht. „So ein großes Projekt wie dieses hat man selten so nah vor der Haustür“, sagt Marco Müller. Ende nächster Woche können die Mieter, nach dem Auszug des Untermieters, dann wieder einziehen.

Großes Medieninteresse

Wie zu erwarten, hat dieses Projekt ein großes Medieninteresse geweckt.

Unterschiedliche Fernsehsender und auch unterschiedliche Zeitungen haben sich dafür interessiert. Unter den folgenden Links finden Sie eine Übersicht:

Sachsen Fernsehen – Im Dachstuhl ist der Wurm drin!

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